Warum manchmal der Abschied der größte Akt der Selbstliebe ist
Einen geliebten Menschen loszulassen, obwohl wir ihn noch lieben, zählt zu den schwersten und schmerzhaftesten Entscheidungen, die wir treffen können. Wir alle kennen das Bild: die Vorstellung von einer glücklichen Beziehung, von gemeinsamen Träumen und Plänen, vom Gefühl, endlich “angekommen” zu sein. Aber manchmal wird dieser Traum zum Albtraum, wenn wir erkennen, dass uns die Liebe alleine nicht aus der Sackgasse retten kann.
Bleiben könnte so schön sein, wenn da nicht das kleine Detail wäre: das schleichende Gefühl, dass nichts wirklich besser wird. Man wartet – Tag für Tag, Woche für Woche – darauf, dass sich endlich etwas ändert. Doch stattdessen bleibt alles beim Alten. In dem Versuch, die Beziehung zu retten, nimmt man immer mehr in Kauf. Wir tolerieren Verhaltensweisen, die uns verletzen, und akzeptieren das absolute Minimum an Aufmerksamkeit oder Respekt. Es ist wie ein Vertrag, den wir stillschweigend unterschrieben haben: Wir bleiben, obwohl es uns nach und nach ein Stück von uns selbst kostet.
Manchmal fühlt es sich so an, als würden wir auf einer Zeitreise steckenbleiben – und zwar auf der endlosen Warteschleife. Und genau hier lauert die bittere Erkenntnis: Wenn wir bleiben, verlieren wir uns selbst. Bleiben bedeutet oft, den Kopf voller Kompromisse, die Seele voller Zweifel und das Herz voller Wunden zu haben, die nie heilen können.
Der Schmerz des Gehens – Und warum er sich dennoch lohnt
Wegzugehen tut weh. Die Idee, diesen geliebten Menschen nicht mehr im Leben zu haben, ist schwer zu ertragen. Da ist die Angst vor der Einsamkeit, vor dem Verlust und vor der Leere, die bleibt, wenn wir eine wichtige Verbindung kappen. Aber so paradox es klingt, dieser Schmerz ist oft der erste Schritt zur Heilung. Es ist ein Schmerz, der uns daran erinnert, dass wir mehr verdient haben, als das absolute Minimum an Liebe, Aufmerksamkeit oder Respekt.
Gehen bedeutet, Verantwortung für die eigene Heilung zu übernehmen. Es ist die Entscheidung, die eigenen Bedürfnisse endlich ernst zu nehmen und sie nicht länger den Erwartungen und Wünschen des Partners unterzuordnen. Manchmal fällt uns auf, dass wir viel Liebe für den anderen haben – doch wenig für uns selbst.
Wenn der Abschied ein Zeichen der Selbstliebe ist
Die Entscheidung zu gehen ist nicht immer ein Zeichen dafür, dass die Liebe zu diesem Menschen verschwunden ist. Oft geschieht es aus einem Mangel an Liebe zu uns selbst. Vielleicht haben wir all unsere Energie in die Beziehung gesteckt und dabei vergessen, dass wir selbst auch Liebe, Fürsorge und Anerkennung verdienen. Auf eine Art ist der Abschied dann ein Neubeginn: ein Anfang, in dem wir lernen, uns selbst genauso zu lieben, wie wir den anderen geliebt haben.
Selbstliebe ist nicht egoistisch. Sie ist eine notwendige Voraussetzung dafür, dass wir gesunde Beziehungen führen können. Eine gesunde Beziehung basiert darauf, dass beide Partner ihre eigenen Grenzen respektieren und sich gegenseitig auf Augenhöhe begegnen. Wenn das nicht möglich ist und wir uns stattdessen selbst verlieren, dann ist die Entscheidung zu gehen ein Zeichen von innerer Stärke – auch wenn es sich zunächst nach Schwäche anfühlt.
Ein Abschied mit einem Augenzwinkern
Hier mal eine Vorstellung: Man könnte eine Abschiedsrede schreiben – eine humorvolle, für sich selbst. So in der Art von: “Liebe/r "Name des Ex-Partners", du hast mir viele Lektionen beigebracht. Zum Beispiel die Geduld zu lernen, während ich auf den Partner warte, der du nie sein wirst. Oder die Fähigkeit, meine eigenen Bedürfnisse weit, weit nach hinten zu schieben. Aber jetzt, nach reiflicher Überlegung und einem unerwarteten Anflug von Selbstachtung, möchte ich diese Beziehung offiziell aufkündigen. Ich danke dir für die Lektionen, aber ich habe beschlossen, ein Premium-Abo in Selbstliebe abzuschließen.”
Dieser kleine humorvolle Twist kann den Abschied manchmal etwas leichter machen. Es ist ein Weg, um den Schmerz zu verarbeiten und gleichzeitig die eigene Stärke wiederzuentdecken.
Loslassen als Mutprobe des Herzens
Ja, es ist schwer, sich von jemandem zu verabschieden, den wir lieben, wenn wir gleichzeitig wissen, dass die Beziehung uns nicht gut tut. Aber es ist auch der erste Schritt, um wieder zu sich selbst zu finden und Raum für eine Liebe zu schaffen, die uns wirklich gut tut – sei es zu uns selbst oder irgendwann in einer anderen, gesünderen Beziehung.
Das Loslassen erfordert Mut, Selbstachtung und manchmal auch ein Quäntchen Humor. Denn wer das Herz eines anderen geliebt hat, verdient es, auch das eigene Herz in den Arm zu nehmen und niemals mehr loszulassen.
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