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AutorenbildSusanne K.

Bewusste Elternschaft

Aktualisiert: 22. Juni 2022

Selbstgefühl, was genau steckt dahinter?


Letztes Wochenende habe ich an einem zweitägigen Workshop zum Thema: ICH teilgenommen.


Was ist das Ich genau?


Ich selbst habe vor noch nicht all zu langer Zeit eine für mich interessante Erfahrung mit meiner Wertung meines Ichs gemacht. Meine Aufgabe bestand darin, meine Schuldgefühle, die ich mir gegenüber immer eingeredet hatte, loszulassen und zu meiner Liebe zu mir zu finden. Dafür hatte ich die Aufgabe zu mir zu sagen, dass ich mich liebe. „Ich liebe mich“ dieser Satz war leicht für mich zu sagen, zumindest dann, wenn ich irgendwo war, daran dachte und ihn sagte. Viel schwieriger fiel es mir, diesen Satz mit meinem Namen, mit meinem vollen Namen zu sagen. Da schnürte sich mein Hals so was von zu. Also begann ich meinen Namen zu teilen, zuerst nur meinen Vornamen zu verwenden. Um damit erst einmal klar zu kommen und um später meinen Nachnamen dazu zu fügen.


Wieso war das so?


Fangen wir mal ganz am Angang an. Wenn wir einem einjährigen Kind in die Augen schauen, ein Kind, was noch nicht sprechen kann, ein Kind, was sich jedoch seiner Umwelt schon bewusst ist,


Was sehen wir dann?


Wir sehen etwas von großer Reinheit, voller Lebendigkeit und Licht. Es kennt kein Urteil, keine Interpretation, es ist reines Bewusstsein, die noch keine Form angenommen hat. Das begriffliche Denken hat noch nicht begonnen, das Kind hat noch keine Worte, keine Gedanken im Kopf angesammelt. Mit 1,5 oder 2 Jahre beginnt dann die Geschichte des Ich, sobald das Kind zu sprechen anfängt. Eines der ersten Worte, die das Kind zu sprechen lernt, ist sein eigener Name. Wir als Mutter oder Vater fragen unser Kind, wie heißt du? Unser Kind lernt darauf mit seinem Namen zu antworten und setzt allmählig den Namen mit dem Gefühl gleich, dass es von sich selbst hat bzw. bekommt.


Das klingt recht harmlos und ist auch unvermeidlich. Ich will damit auch nicht sagen, dass man seinem Kind seinen Namen nicht vorsprechen sollte. Doch das bereits ist schon der Beginn der Gleichsetzung von Gedankenformen und dem Ich-Gefühl. Der Name allein genügt aber nicht, andere Erfahrungen, andere gedankliche Bilder, Inhalte, Konzepte die mit dem Namen verbunden sind, sammeln sich jetzt an. Betrachten wir den Name als so etwas wie ein Gefäß, ein Korb, ein Behältnis, dass zusätzliche gedankliche Inhalte aufnehmen kann, mit denen du dich identifizierst, die zu deinem Selbst werden. Erfahrungen, Meinungen, die Ansichten deiner Eltern von dir. Das alles sind Inhalte, die sehr wichtig für dein Selbstbild sind. Wenn dir also deine Eltern sagen, dass du zu langsam lernst, nicht gut genug bist, tust du dieses mentale Material in den Korb auf dem dein Name steht. Ist es erst einmal in dem Korb, fällt es sehr schwer, es wieder los zu werden.


Der Inhalt des Verstandes besteht aus vielerlei: Erfahrungen, Kenntnissen, Leiden, den Leuten die du kennst, den kulturellen Hintergrund.


Und der Name hält alles zusammen. Der Inhalt wird dem Namen hinzu gefügt. Das Ichgefühl, mit dem du dich identifizierst wird stärker. Nach weiteren Jahren, in denen du weiteren Inhalt zusammen getragen hast, glaubst du zu wissen wer du bist. Aber ganz sicher bist du nie. Und das nicht nur als junger Mensch. Wer bin ich wirklich.


Liebe ich mich so wie ich bin?


Diese Gedanken kamen mir bei der Übung, mein Ich zu lieben. In diesem Moment kommen dir Situation in deine Gedanken, und du beginnst dich zu fragen, wieso habe ich das getan, wieso habe ich nicht anders entschieden. Das konnte ich nicht, ich hatte als Kind gelernt, die Erfahrungen und Meinungen meines Umfeldes anzunehmen, sie zu meinem Ich zu machen, die Erfahrungen schienen richtig, und ich wollte alles richtig machen. Mein Gefühl habe ich weg gedrückt.


Verglichen mit einem Garten:


Du beginnst, es dir schön zu machen, Beete anzulegen, vielleicht magst du deine Beete strukturieren, vielleicht magst du auch alles ganz natürlich anlegen. Du beginnst, deine Blumen zu pflanzen, zu Beginn sind sie noch sehr klein und du lässt genug Platz, damit sie sich ausbreiten können.


Dann kommen die Menschen aus deinem Umfeld zu Besuch und sehen sich deinen Garten an. Sie sehen, dass noch viel Platz ist und meinen es gut und schenken dir weitere Pflanzen, die sie für sehr schön halten. Sie geben dir Tipps und Ratschläge, schließlich hast du noch keine Erfahrungen mit einem Garten. Vielleicht sind auch ein paar nützliche Pflanzen dabei, und du willst nicht unhöflich erscheinen. Schließlich wollen die Anderen dir nichts böses, meinen es gut und wollen dir helfen. Also bedankst du dich bei ihnen, nimmst die Pflanzen und setzt sie an die freien Stellen in deinen Beeten.


Die Jahre vergehen, die Pflanzen werden größer, du sitzt in deinem Garten und plötzlich spürst du ein Gefühl, dass etwas nicht stimmt. Du beginnst dich mit deinen Gedanken zu beschäftigen, doch du kommst nicht drauf. Du überlegst und überlegst, und während du überlegst gehst du in deinem Garten auf und ab. Dann fällt es dir auf. Mit deinem Garten stimmt etwas nicht.


Nur was?


Du gehst zum Gartentor, trittst nach draußen und schaust von außen in deinen eigenen Garten. Jetzt kannst du es erkennen. Die Pflanzen sind groß geworden, sie haben sich ausgebreitet, sie blühen und tragen vielleicht auch Früchte. Jedoch sind es nicht deine Pflanzen. Deine Pflanzen, die du gepflanzt hast, sind langsamer gewachsen als die Anderen, die du zu Beginn geschenkt bekommen hattest. Sie hatten nicht die Möglichkeit, sich zu ihrer vollen Pracht zu entwickeln, weil alle anderen Pflanzen um sie herum schneller waren, ihnen das Licht, die Nährstoffe zum wachsen genommen haben, um selber zu gedeihen.


Du beginnst, deine Pflanzen wieder frei zu legen, entfernst alle anderen Pflanzen. Du besitzt ganz bewusst keinen Kompost. Denn wenn du alles was dir nicht gefällt auf den Kompost wirfst verrottet es zwar und gibt die Grundlage für neue Erde, jedoch würdest du deine Pflanzen mit dem alten Inhalten der entfernten Pflanzen nähren. Daher entscheidest du dich ganz bewusst, diese Pflanzen und deren Teile in eine Tonne zu werfen und diese dann abholen zu lassen. Nun können deine Pflanzen endlich wachsen, haben Platz, bekommen genügend Sonnenstrahlen und genügend Nährstoffe. Und wenn Nährstoffe fehlen sollten, erkennst du diese und kannst sie so wie es deine Pflanzen brauchen, dazu geben. Es dauert jedoch seine Zeit, bis deine Pflanzen so groß geworden sind, dass sie in ihrer vollen Pracht strahlen. Jedoch hast du jetzt in deinem Garten ein Gefühl der Verbundenheit, deinen Ruhepol, deine „Tankstelle“ gefunden.


Dein Garten ist dein Ich.


Daraus entstand meine Idee, meine eigenen Erfahrungen, die ich durch meine Eltern und selbst als Elternteil gemacht habe, zu hinterfragen. Was hat es mit mir gemacht, was macht es bzw. was mache ich mit meinem Kind.

Wenn wir zum ersten Mal Eltern werden, haben wir unser Umfeld, unsere Familie, die uns gern mit Tipps und Ratschlägen , wie wir etwas machen sollten, wann wir etwas machen sollten, und wie wichtig es ist, bestimmte Dinge nach einer bestimmten Struktur zu machen, ich möchte mal sagen „zuschütten“. Die Tipps müssen ja richtig sein, hat ja bisher auch immer funktioniert. Das war immer schon so und hat ja auch niemandem geschadet. Wir akzeptieren diese Dinge. Und dann kommt ein Tag in deinem Leben, an dem du in die Augen deines Kindes schaust, was die Welt nicht mehr versteht. Was nicht versteht, warum Mama das jetzt so entscheidet, und du dir als Elternteil die Situation „richtig“ redest, obwohl es dich innerlich zerreißt. Du am liebsten die Entscheidung rückgängig machen möchtest. Doch es ist zu spät. Auch dein Umfeld erklärt dir, wie richtig und wichtig die Entscheidung ist. Doch anfühlen tut es sich anders.


All unsere Überzeugungen haben wir uns schon als Kind angeeignet, mit höchstens 9 Jahren.


Als Kind haben wir etwas im Kopf, das Bedeutungsmacher genannt wird. Ein Mechanismus, mit dem der junge, leicht zu beeindruckende Geist seiner Umgebung einen Sinn gibt. Oft verleihen unsere Eltern, ganz unbewusst, unseren Erfahrungen einen negativen Beigeschmack. Das Problem damit ist, dass diese Bedeutungen bis ins Erwachsenenalter unverändert bleiben.


Was jedoch könnten wir unseren Kindern mitgeben, wenn wir in einer bewussten Elternschaft leben. Abseits von unserem Ego. Abseits von unseren Bewertungen, abseits von unseren Vergleichen mit Anderen.


Daher mache ich es mir zur Aufgabe Eltern wieder den Zugang zu ihrem Ich zu geben, die Möglichkeit sich durch ihr Kind wieder kennen zu lernen, Dinge mit einem anderen Bewusstsein zu machen, mit dem inneren Bewusstsein, nicht dem gedanklichen Bewusstsein. Sich mit ihrem Kind zu verbinden, es wertzuschätzen, so wie es ist. Und egal wie es ist, dass es genau so richtig ist, wie es ist und somit eigenständige, erfüllte und selbstbewusste Kinder großzuziehen.


Dein Kind ist nicht dein Mini-ICH.


Er oder sie ist eine unabhängige Seele. Ein eigenständiges Wesen, dessen einziger Wunsch darin besteht, sein authentisches Selbst auszudrücken und sein volles Potenzial zu entdecken. Der beste Weg für uns, dieses authentische Selbst zu fördern, besteht darin, uns selbst im Kern zu ergründen, damit wir unseren Kindern als „ganze” Person begegnen und die von ihnen gebrauchte und ersehnte, authentische Beziehung aufbauen können. Die bewusste Kindererziehung ermöglicht es dir, interne und externe Bedingungen zu schaffen, die deinem Kind erlauben, die besten Entscheidungen für sich selbst zu treffen. Und du kannst wiederum von ihm lernen und dein eigenes emotionales und spirituelles Wachstum fördern.


Es ist eine wunderschöne Wechselwirkung, die Eltern und Kind mit unglaublich tiefgehendem Wachstum, Selbstbewusstsein und Verbundenheit belohnt. Es ist wohl das wichtigste Geschenk, das du dir selbst und deinem Kind machen kannst.

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